Die britische Regierung nimmt die Lootboxen, die in vielen Videospielen als Feature eingebaut sind, unter die Lupe. Bis zum 22. November 2024 können Wissenschaftler, Firmen und Privatpersonen Dokumente einreichen, um die Wirkung von Lootboxen zu belegen. Die Spieleindustrie steht aufgrund der Lootboxen schon länger unter Druck, denn einige Experten halten die Lootboxen für verbotene Glücksspiele.

Großbritannien kümmert sich um Thema Lootboxen

Lootboxen onlineDie Lootboxen werden mittlerweile in vielen Ländern diskutiert. Die entscheidende Frage ist ganz einfach: Sind Lootboxen Glücksspiel oder nicht? Erstaunlicherweise lässt sich diese Frage aber nicht einfach beantworten, da es vor allem um juristische Definitionen geht. Deswegen sind Lootboxen bislang in den meisten Ländern noch als Features in Videospielen zulässig. Aber in Großbritannien ist Bewegung in das Thema gekommen. Das DCMS Select Committee hat die Lootboxen als wichtiges Problem im letzten Bericht genannt. Deswegen hat die britische Regierung nun ein standardisiertes Verfahren gestartet, mit dem in einem ersten Schritt Argumente für und gegen die Verwendung von Lootboxen in Videospielen gesammelt werden sollen. Die britische Politik setzt dieses Verfahren bei vielen Themen ein. In Luxemburg ist die Methodik ein bisschen anders, aber am Ende müssen auch die Politiker in Großbritannien entscheiden, ob die Lootboxen zulässig sind oder nicht. In Luxemburg gibt es für diesen Zweck dann oft Anhörungen von Experten. Es ist völlig unklar, in welche Richtung sich Großbritannien bei den Lootboxen bewegen wird. Für einen Laien ist die Sache eigentlich ganz einfach: Mit Lootboxen ist es möglich, in Videospielen auf der Basis eines Zufallsgenerators Geld zu gewinnen oder aber geldwerte Vorteile zu bekommen. Für einen Nicht-Juristen klingt das nach einem Glücksspiel. Aber Juristen müssen nicht unbedingt der gleichen Meinung sein. Das ist bemerkenswert, denn die Lootboxen werden von vielen Spielerschutz-Experten als deutlich problematischer eingeschätzt als zum Beispiel die Casino-Spiele. Warum ist das so?

Für Casino-Spiele gibt es klare Regeln und insbesondere eine Altersgrenze, die absolut strikt eingehalten werden muss. Bei Videospielen ist das anders. Einige Experten befürchten, dass die Videospiele dazu führen, dass viel zu junge Spieler schon an das Glücksspiel-Prinzip herangeführt werden. Es ist kein Zufall, dass Casinos und auch Online Casinos ausschließlich volljährige Kunden akzeptieren dürfen. Bei Videospielen mit Lootboxen gibt es jedoch keine durchgängige Altersgrenze. Das ist ein riesiges Problem aus Sicht vieler Eltern. Ganz unabhängig von der juristischen Bewertung: Es ist schwer zu verstehen, warum Eltern akzeptieren sollten, dass ihre minderjährigen Kinder Videospiele nutzen, in denen so etwas wie Glücksspiele um Echtgeld angeboten werden. Für die Spielehersteller ist die Antwort aber ganz einfach: Die Lootboxen sind sehr lukrativ und bringen zusätzliche Einnahmen. Ein Verzicht auf die Lootboxen wäre mit einem wirtschaftlichen Verlust verbunden. Deswegen wird es wahrscheinlich kaum einen Hersteller geben, der freiwillig auf die Lootboxen verzichtet. Aber genau an dieser Stelle wäre es wichtig, dass die Politik klare Spielregeln definiert. Warum nicht einfach alle Lootboxen verbieten? Viele Spieler ärgern sich ohnehin darüber, dass die Lootboxen überhaupt existieren. Eine Lootbox trägt in der Regel nicht zum Spielspaß bei. Aber manchmal ist die Nutzung von Lootboxen nötig, um im Spiel schneller voranzukommen oder überhaupt den nächsten Schritt machen zu können. Diese Form der Lootboxen ist besonders umstritten, da es nicht mehr möglich ist, freiwillig auf die Lootboxen zu verzichten, ohne einen Nachteil zu haben.

Auf Basis wissenschaftlicher Fakten für oder gegen Lootboxen entscheiden

Grundsätzlich ist die Idee gut, alle Fakten und Meinungen zusammenzutragen, bevor dann die politische Diskussion über die Lootboxen erfolgt. Aber es ist wahrscheinlich nicht möglich, einen Konsens zu erreichen, mit dem alle zufrieden sind. Ein Verbot der Lootboxen würde zu einem Protest der Videospiele-Industrie führen. Wenn die Lootboxen hingegen komplett unreguliert blieben, würde das viele Eltern empören. In Großbritannien wird die Diskussion um die Lootboxen aktuell mit deutlich mehr Einsatz geführt als in Luxemburg. Dabei sollten sich alle Eltern, deren Kinder Videospiele nutzen, für dieses Thema interessieren. Aber grundsätzlich sollten auch erwachsene Spieler nicht darauf verzichten, ihre Meinung zu Lootboxen öffentlich zu vertreten, eventuell auch über entsprechende Verbände. Bedauerlicherweise gilt aber nicht nur in Großbritannien, dass die Videospieler nicht besonders gut organisiert sind. Deswegen hat die Spieleindustrie die Möglichkeit, immer wieder neue Standards zu definieren, ohne dass es entsprechenden Gegenwind von geeigneten Verbänden gibt. Vielleicht wird sich das auch durch die Lootboxen in naher Zukunft ändern. In jedem Fall wäre es wünschenswert, wenn die Spieler nicht nur über Kaufentscheidungen an der Ausrichtung der Videospiele-Industrie teilhaben würden. Videospiele sind mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der Kultur geworden. Es gibt kaum noch einen jungen Menschen, der nicht mit Videospielen in irgendeiner Form konfrontiert wird. Umso wichtiger ist es, dass die Videospiele in jeder Hinsicht auf einem vertretbaren Niveau sind.

In Luxemburg werden Videospiele meistens sehr seltsam diskutiert. Im Zweifel sind Videospiele die Ursache für alle negativen Entwicklungen in der Gesellschaft. Aber wenn man bedenkt, dass zum Beispiel nahezu alle männlichen Jugendlichen und auch viele weibliche Jugendliche im letzten Jahrzehnt mit Egoshootern ausgiebig konfrontiert worden sind, lässt sich die Behauptung, dass sich die Videospiele unmittelbar auf die Realität auswirken, nicht halten. Ähnliche Diskussionen gab es übrigens schon einmal in den 1980er Jahren, allerdings nicht zum Thema Videospiele. Damals ging es um Videos, mit denen junge Menschen angeblich dazu verleitet wurden, in der Realität gewalttätiger zu werden. Wissenschaftlich konnte das damals nicht belegt werden. Genauso wenig lässt sich wissenschaftlich belegen, dass Videospiele dazu führen, dass Jugendliche in irgendeiner Form auf breiter Front gewalttätiger würden. Aber wenn es um solche Themen geht, ist die Politik ganz weit vorne mit mutigen und vermeintlich überzeugenden Argumenten. Bei den Lootboxen sind die Diskussionen jedoch deutlich zurückhaltender, vielleicht auch weil viele Politiker in Großbritannien und auch in Luxemburg überhaupt nicht verstehen, wie gravierend das Problem ist. Wenn aber nahezu alle jungen Menschen Videospiele nutzen und in sehr vielen populären Videospielen Lootboxen schon vorhanden sind, kann sich jeder an drei Fingern abzählen, dass es vielleicht an der Zeit wäre, eine vernünftige Regulierung für dieses besondere Videospiel-Feature auf den Weg zu bringen. Ob ein komplettes Verbot sinnvoll und notwendig wäre, sollte zudem nicht nur eine Frage von juristischen Definitionen sein. Im Zweifel müssen die bestehenden Gesetze an die Realität angepasst werden.

Online Casinos bieten echtes Glücksspiel in sicherer Umgebung

Eine strikte Trennung zwischen Glücksspielen und Videospielen hat lange existiert und ist grundsätzlich auch sinnvoll. Glücksspiele sind ganz anders strukturiert. Ein Videospiel kann unglaublich komplex und aufwendig sein. Es gibt Spiele, die buchstäblich einen unbegrenzten Spielspaß bieten. Dahingegen sind Glücksspiele so gestaltet, dass eine Runde kaum mehr als ein paar Minuten dauern kann. Das gilt sogar für aufwendige Tischspiele wie Roulette, Blackjack, Baccarat oder Casino-Poker. Noch mehr Action bieten moderne Spielautomaten, denn eine Runde dauert nur ein paar Sekunden. Bei einem Glücksspiel geht es darum, das eigene Glück herauszufordern, um dann ab und zu einmal einen satten Gewinn kassieren zu können. Ein echter Videospiel-Fan möchte hingegen ein ganzheitliches Erlebnis haben und auch hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten herausgefordert werden. Für einen Fan einer Fußballsimulation wie FIFA ist es zum Beispiel eine Frage der Ehre, das Spiel gut zu beherrschen und besser zu sein als der Freundeskreis. Dazu ist oft viel Training notwendig. Bei Glücksspielen ist der Nervenkitzel vielleicht im Einzelfall dann deutlich höher, aber es ist nicht nötig, irgendwelche Fähigkeiten und Qualitäten zu erwerben, um viel Spaß zu haben. Einen Spielautomaten kann jeder bedienen. Slots machen auch dann Spaß, wenn die Regeln nicht im Detail bekannt sind. Wer bei FIFA nicht alle Details kennt, verliert schnell den Spaß beim Spielen gegen Freunde, die sich besser mit dem Game auskennen.

Mit den Lootboxen haben die Hersteller der Videospiele eine Grenze überschritten, da das Glücksspiel in die Videospiele integriert wird. Es sei dahingestellt, ob es sich im juristischen Sinne in Großbritannien und in Luxemburg um Glücksspiele handelt. Aber Fakt ist, dass viele Spieler die Lootboxen genau als das wahrnehmen: Casino-Spiele. Die strikte Trennung zwischen den Glücksspielen und den Videospielen stand früher nie infrage, da kein Hersteller auf die Idee gekommen ist, so etwas wie ein Echtgeld-Glücksspiel in ein Videospiel einzubauen. Aber da die Hersteller viel Geld mit Lootboxen verdienen, wird das Thema mittlerweile in vielen Ländern diskutiert. Es wäre schön, wenn die Politik bei den Lootboxen für eine vernünftige Regulierung sorgen würde. Vielleicht wird in Luxemburg demnächst die neue Glücksspielbehörde, die in Sachsen-Anhalt aufgebaut wird, auch die Lootboxen unter die Lupe nehmen. Völlig undenkbar ist das nicht. Aber noch besser wäre es, wenn vorher die politischen Entscheider in Großbritannien und Luxemburg die Lootboxen auf der Basis wissenschaftlicher Kriterien neu bewerten würden. Es wäre eine große Überraschung, wenn die Lootboxen in der bisherigen Form weiter angeboten werden dürften. Ausgeschlossen ist das allerdings nicht. Dann müssten sich allerdings viele Politiker fragen lassen, warum der Ehrgeiz, Casino-Spiele für Erwachsene massiv zu regulieren, sehr hoch ist, wenn gleichzeitig Lootboxen, die zumindest eine gewisse Verwandtschaft mit Glücksspielen haben, auch jugendlichen Kunden zur Verfügung gestellt werden können. Aber mit Sicherheit wird die Politik in Großbritannien und in Luxemburg unabhängig von den Entscheidungen, die getroffen werden, Antworten auf diese Fragen finden. Ob diese Antworten dann den Spielerschutz-Experten und den Eltern gefallen werden, ist eine ganz andere Frage.

Hier mehr über die Diskussion über Lootboxen in Großbritannien lesen (auf Englisch).