Die Ruhr-Universität in Bochum hat ein Institut eröffnet, in dem das Spannungsfeld Glücksspiel und Gesellschaft wissenschaftlich erforscht werden soll. Im Mittelpunkt stehen dabei die juristischen Aspekte sowie die sozial- und volkswirtschaftlichen Auswirkungen des Glücksspiels. Mit der Forschung soll es gelingen, den öffentlichen und politischen Diskurs zum Thema Glücksspiel mit wissenschaftlichen Fakten zu bereichern. Gerade in Luxemburg ist der Bedarf hoch, da vor allem beim Thema Online-Glücksspiel in politischen Diskussionen eine aktuelle Faktenbasis häufig fehlt.

Institut ist gemeinsames Projekt von Bochum, Düsseldorf und Wuppertal

UniversitätDas neue Institut für Glücksspiel und Gesellschaft (GLÜG) an der Ruhr-Universität gehört zur Juristischen Fakultät. Die Gründung erfolgte zusammen mit Sozialwissenschaftlern der Bergischen Universität Wuppertal und Wirtschaftswissenschaftlern der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Die Geschäftsführung wird übernommen von Professor Dr. Julian Krüper, der an der Juristischen Fakultät der Ruhr-Universität den Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Verfassungstheorie und Interdisziplinäre Rechtsforschung hat. Der Forschungsauftrag ist nicht auf Online-Glücksspiel beschränkt. Der gesamte Bereich des Glücksspiels von Spielhallen über landbasierte Casinos bis hin zu Online Casinos, aber auch Sportwetten und Poker soll erforscht werden.

Ein wichtiges Ziel der Forschung besteht darin, wissenschaftliche Grundlagen für eine Regulierung des Glücksspiels zu erarbeiten. Zum einen sollen dabei die bestehenden Regulierungen untersucht und bewertet werden. Darüber hinaus ist es aber auch angedacht, neue Ideen für künftige Regulierungen zu schaffen. Da in Luxemburg die Regulierung von Sportwetten und Glücksspielen im Internet noch ganz am Anfang steht, gibt es für diesen Forschungsauftrag viel Potenzial. Insbesondere bei den Online Casinos, die bislang nur in Schleswig-Holstein eine Lizenz bekommen können, bietet sich für die Wissenschaftler die Gelegenheit, ganz neue Ideen zu entwickeln, um bei den in Zukunft anstehenden Regulierungen zum Beispiel einen optimalen Spielerschutz umsetzen zu können.

Interdisziplinärer Ansatz ist den Forschern wichtig

Bei der Vorstellung des neuen Instituts wurde eindringlich darauf hingewiesen, dass die Forschung zum Glücksspiel interdisziplinär erfolgen soll. Nur auf diese Weise sei es möglich, die Auswirkungen auf die Gesellschaft zu erfassen. Die juristische Diskussion über mögliche und bestehende Regulierungen ist ein wichtiger Aspekt. Aber wenn die gesamte Forschung nur den juristischen Bereich erfassen würde, wäre das allenfalls für die konkrete Gesetzgebung relevant. Das Institut für Glücksspiel und Gesellschaft soll aber Forschungsergebnisse liefern, die auch Aussagekraft haben über die Relevanz von Glücksspiel über die juristischen Aspekte hinaus haben.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sozialwissenschaftler und Volkswissenschaftler für das neue Institut gewonnen werden konnten. Glücksspiel hat viele Auswirkungen. Angefangen von der Spielsucht über den damit verbundenen Spielerschutz bis hin zu den wirtschaftlichen Aspekten gibt es viele Details, die wissenschaftlich untersucht werden sollten. Besonders wichtig ist dabei, speziell für Luxemburg Daten zu sammeln und auszuwerten. Auch wenn die grundlegende Mechanik des Glücksspiels sich nicht verändert, sind die Auswirkungen in jedem Land unterschiedlich. Das neue Forschungsinstitut soll einen Beitrag zur Erfassung und Bewertung des Glücksspiels in Luxemburg leisten.

Förderung durch Glücksspielverband und Westlotto

Das neue Institut für Glücksspiel und Gesellschaft erhält private Fördermittel von Westlotto und vom Verband der deutschen Automatenindustrie. Allerdings wird betont, dass das neue Forschungsinstitut unabhängig arbeitet und über die Forschungsthemen autonom bestimmt. Eine Auftragsforschung, so wie sie an privaten Forschungsinstituten üblich ist, findet am neuen Institut der Ruhr-Universität nicht statt. Das ist ein wichtiges Detail, denn die Forschungsergebnisse werden nur ernst genommen von der Gesellschaft und der Politik, wenn dahinter keine privaten Interessen stehen.

Die Förderung des Instituts für Glücksspiel und Gesellschaft durch einen renommierten Verband und einen bekannten Glücksspiel-Anbieter ist nachvollziehbar. Die Glücksspiel-Industrie hat ein großes Interesse daran, die Diskussion in Luxemburg auf der Basis von Fakten zu führen. Auch die Befürworter des Glücksspiels wollen, dass eine vernünftige Regulierung stattfindet. Innerhalb eines vernünftigen rechtlichen Rahmens wäre es zum Beispiel für die Betreiber der besten Online Casinos deutlich einfacher, Glücksspiele in Luxemburg anzubieten.