Die Politik spielt eine große Rolle bei der Entwicklung der Glücksspielindustrie in Großbritannien. Das sollte auch nicht weiter überraschen, denn der Gesetzgeber ist auch zuständig für die Glücksspielregulierung. Aber der politische Einfluss geht über die unmittelbare Gesetzgebung hinaus.

Regulierung ständig unter politischem Druck

UK GamblingIn Großbritannien gibt es schon seit vielen Jahren eine sehr moderne Glücksspielregulierung, die auch die Online Casinos umfasst. Viele andere Länder nutzen die UK-Regulierung als Vorbild, um eine eigene Regulierung für Online-Glücksspiele zu kreieren. Doch in Großbritannien hat sich eine seltsame Tradition entwickelt, die eigene Glücksspielregulierung schlecht zu reden und ständig zu verändern. Schon seit Jahren werden immer wieder neue Kommissionen eingesetzt, um die Glücksspielregulierung zu diskutieren und zu verändern. Auch wenn es grundsätzlich begrüßenswert ist, dass die Glücksspielregulierung an die sich ändernden Verhältnisse angepasst wird, entsteht doch eine gewisse Unsicherheit für die Glücksspielindustrie in Großbritannien. Obwohl in den letzten Jahren zunehmend Kritik aus der Glücksspielindustrie zu hören war, lässt sich doch feststellen, dass sich viele Glücksspielanbieter zu sehr darauf verlassen haben, dass der Gesetzgeber am Ende schon irgendwie vernünftige Entscheidungen treffen wird. Doch angesichts der nächsten Regulierungsrunde, die zu noch strengeren Regeln führen könnte als ohnehin schon vorhanden sind, macht sich Unmut in der Glücksspielbranche bereit. Ein grundsätzliches Problem für Glücksspielanbieter, nicht nur in Großbritannien, sind die leidenschaftlichen Glücksspielgegner, die Glücksspiel am liebsten komplett verbieten würden.

Es lässt sich zeigen, dass in den letzten beiden Jahrzehnten die Glücksspielgesetze in Großbritannien maßgeblich von den Glücksspielgegnern beeinflusst worden sind. Grundsätzlich ist nichts dagegen zu sagen, dass auch gesellschaftliche Gruppen, die gegen das Glücksspiel sind, berücksichtigt werden bei der Gesetzgebung. Aber am Ende muss immer ein vernünftiger Interessenausgleich stehen. Auch die Glücksspiel-Fans und die Glücksspielanbieter haben berechtigte Interessen. In den letzten Jahren hatte es durchaus den Anschein, als hätte Großbritannien einen guten Mittelweg gefunden. Dort dieser Mittelweg ist nun in Gefahr, denn die nächste Glücksspielregulierung könnte dazu führen, dass viele bewährte Regeln außer Kraft gesetzt oder erheblich verschärft werden. Das betrifft am Ende dann nicht nur die Glücksspiel-Fans und die Glücksspielanbieter, sondern unter anderem auch viele Sportvereine. In Großbritannien wird derzeit diskutiert, Trikotwerbung für Sportwettenanbieter komplett zu verbieten. Das wäre dann eine Verschärfung der geltenden Glücksspielgesetze, unter der am Ende vor allem viele kleine Vereine leiden müssten. Viele Experten aus der Glücksspielbranche fordern größeren Widerstand der Verbände und Glücksspielanbieter in Großbritannien gegen die zunehmend strenge Regulierung.

Spielerschutz als zentrales Ziel der Glücksspielregulierung

Bei jeder Glücksspielregulierung sollte der Spielerschutz im Mittelpunkt stehen. Allerdings handelt es sich nicht um ein einfaches Thema, denn es ist nicht möglich, durch beliebig strenge Regeln den Spielerschutz zu maximieren. Schon beim Offline-Glücksspiel hat sich immer wieder in den vergangenen Jahrzehnten gezeigt, dass eine zu strenge Regulierung nur dazu führt, dass ein Schwarzmarkt entsteht. Noch viel problematischer ist die Situation beim Online-Glücksspiel, denn wenn die legalen Angebote nicht attraktiv genug sind, ist der Anbieter ohne Lizenz meist nur einen Klick entfernt. Deswegen ist Kanalisierung ein wichtiges Ziel jeder vernünftigen Glücksspielregulierung. Was bedeutet Kanalisierung? Die Glücksspielregulierung muss so gestaltet werden, dass möglichst die komplette Nachfrage nach Glücksspiel in den regulierten Markt geleitet wird. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Maßnahmen zum Spielerschutz bei den regulierten Anbietern überhaupt greifen. Es hilft überhaupt nichts, eine strenge Regulierung zu haben, wenn viele Marktteilnehmer die regulierten Anbieter nicht nutzen, sondern stattdessen außerhalb der Regulierung unterwegs sind. Das ist ein Grund, warum die Glücksspielbranche in Großbritannien mittlerweile in Alarmstimmung ist. Die aktuellen Vorschläge zur Veränderung der Glücksspielregulierung betreffen unter anderem die Einführung von niedrigen Limits. Die Gefahr ist offensichtlich: Viele Spieler könnten die niedrigen Limits als Anlass nehmen, den regulierten Markt zu verlassen.

Die Glücksspielbranche ist viel zu lange in einer Beobachterposition geblieben. Speziell in Großbritannien gibt es schon lange eine Glücksspielregulierung, doch die Glücksspielindustrie hat nur wenig Einfluss genommen auf die Gesetzgebung. Das lag vor allem daran, dass die Regeln bislang immer genügend Spielraum ließen für lukrative Geschäfte. Doch wenn es einen Fehler gibt, den sich die Glücksspielbranche in Großbritannien nachsagen lassen muss, dann ist es dieser: Viele Glücksspielanbieter haben es zu lange versäumt, in Eigeninitiative für besseren Spielerschutz zu sorgen. Das hat sich mittlerweile deutlich geändert, vor allem bei den großen Unternehmen und Konzerne. Damit die Glücksspielbranche in der aktuellen Form noch lange erfolgreich bleibt, ist es nun an der Zeit, sehr viel stärker über Industrieverbände Einfluss zu nehmen auf die Regulierung. Ansonsten kann es leicht passieren, dass die Branche einen heftigen Schaden erleidet, wenn die nächste Regulierung so streng ist, dass die Geschäfte deutlich schrumpfen.

Hier mehr über den politischen Einfluss auf die Glücksspielbranche in Großbritannien lesen (auf Englisch).