Die spanische Regierung hat scharfe Kritik an den Clubs der Primera Division geübt, die zuletzt neue Deals mit Sportwettenanbietern unterzeichnet haben. Spanien plant ein komplettes Werbeverbot für Sportwetten im Profisport. Doch das scheint die spanischen Vereine nicht weiter zu stören. Vermutlich kommt es bald zum großen Knall. In Spanien ist in den letzten Wochen eine erbitterte Debatte über das Verbot von Sportwetten-Werbung geführt worden. Mittlerweile deutet alles darauf hin, dass das neue Verbot ab Oktober 2024 gelten wird. In diesem Lichte betrachtet wirkt es schon ein wenig seltsam, dass einige spanische Clubs zuletzt noch lukrative Deals mit Sportwettenanbietern unterzeichnet haben. Beispielsweise hat Real Betis Sevilla einen Vertrag mit Betway bekannt gegeben, der über mehrere Jahre läuft. Andere Clubs haben zuletzt bestehende Verträge mit Sportwettenanbietern verlängert.

Verbot von Sportwetten-Werbung schon ab Oktober?

Sportwetten FussballNach Einschätzung des Verbraucherschutzministers Alberto Garzón ist das ein Skandal. Allerdings muss der Fairness halber angemerkt werden, dass es aktuell kein Gesetz gegen Sportwetten-Werbung im Sport gibt. Insofern haben die Vereine nicht gegen geltende Gesetze verstoßen. Aber die Frage, was sich die Club-Verantwortlichen gedacht haben, darf schon gestellt werden. Sollte im nächsten Monat ein Sportwetten-Verbot in Spanien beschlossen werden, würde das letztlich dazu führen, dass die aktuellen Verträge mit den Buchmachern nichts mehr wert wären. Doch vermutlich haben die Clubs Vorsorge getroffen, sodass bei einem Verbot kein finanzieller Schaden entstehen wird. Allerdings ist unklar, wie die Clubs dann in kurzer Zeit dafür sorgen wollen, dass ein anderer Sponsor übernimmt. Die meisten Sportwettenanbieter, die im spanischen Fußball engagiert sind, haben einen Trikot-Deal. Die Trikot-Deals in traditionell sehr lukrativ für die Vereine und es ist nicht immer einfach, einen Top-Partner mit hoher Finanzkraft zu finden. Vielleicht ist das auch schon der entscheidende Grund dafür, dass sich nach wie vor viele Clubs für Sportwettenanbieter entscheiden.

Eventuell spekulieren die spanischen Fußballklubs aber auch darauf, dass die spanische Regierung am Ende das Verbot der Sportwetten-Werbung nicht durchsetzen wird. Auch das ist nicht völlig ausgeschlossen. Schon seit Jahren wird darüber diskutiert, Werbung für Sportwetten einzuschränken oder komplett zu verbieten. Aber zu einer gesetzlichen Regelung, die auch dem Profisport betrifft, ist es bislang nicht gekommen. Falls das Verbot der Sportwetten-Werbung kommen sollte, ist zudem davon auszugehen, dass einige Clubs klagen werden. Vielleicht hoffen die Vereine auch darauf, dass es so etwas wie Bestandsschutz geben wird, der dafür sorgt, dass die bereits abgeschlossenen Verträge noch erfüllt werden dürfen. Ob das eine berechtigte Hoffnung ist, darf bezweifelt werden angesichts der aktuellen Stellungnahme von Alberto Garzón. Aber in Spanien ist vieles möglich, wenn es um den Profisport geht. Nicht zuletzt wird es einige Vereine geben, die deutliche finanzielle Einbußen erleiden würden, wenn Sportwetten-Werbung nicht mehr möglich wäre. Jenseits der großen Clubs wie Real Madrid und dem FC Barcelona ist es in Spanien nicht ganz einfach, Top-Sponsoren zu bekommen. Die Sportwettenanbieter sind natürliche Partner der Fußballclubs, da viele Fußballfans gerne Wetten abschließen. Doch genau darin sieht die spanische Regierung ein Problem. Nach den Vorstellungen von Verbraucherschutzminister Alberto Garzón sollen die Fußballfans davor geschützt werden, Sportwetten-Werbung zu sehen. Insbesondere soll der Jugendschutz verbessert werden durch das Verbot der Sportwetten-Werbung. Ob das wirklich gelingt, darf bezweifelt werden, denn Trikotwerbung ist nur einer von vielen Kanälen, über die Sportwetten-Fans informiert werden. Zudem fehlen gesicherte wissenschaftliche Daten darüber, ob die Sportwetten-Werbung generell überhaupt dazu führt, dass die Umsätze bei den Anbietern steigen. Der wichtigste Effekt ist wahrscheinlich die Markenwerbung, also die Abgrenzung von anderen Anbietern.

Kommt es zu Deal zwischen Sport und Politik?

Spanien ist seit vielen Jahren bekannt dafür, vor allem den Spitzensport über alle Maßen zu fördern. Deutlich wird das zum Beispiel immer wieder daran, dass Fußballer und Fußballclubs in juristischen Verfahren mit Samthandschuhen angefasst werden. Vor allem die Top-Clubs wie der FC Barcelona und Real Madrid können schalten und walten, wie sie wollen. Massive Sanktionen, die in der Vergangenheit durchaus bei diversen Steuerverstößen und anderen juristischen Problemen möglich gewesen wären, sind bislang immer ausgeblieben. Deswegen kann es durchaus sein, dass es im letzten Moment noch einen Deal zwischen dem Spitzensport und der Politik gibt, der die Sportwetten-Werbung in irgendeiner Weise doch noch ermöglicht. Es ist davon auszugehen, dass die spanischen Clubs, die Verträge mit Sportwettenanbietern neu abgeschlossen oder verlängert haben, durchaus mit Kalkül gehandelt haben. Offensichtlich gibt es die Hoffnung, dass es doch noch irgendwie eine Möglichkeit gibt, das Verbot der Sportwetten-Werbungen zu umgehen oder aber komplett zu verhindern. Eine Überraschung wäre das für internationale Beobachter nicht. Am Ende argumentieren die spanischen Clubs meistens mit der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Wenn in Luxemburg, Italien und England Werbung für Sportwetten auf Trikots erlaubt ist, müsse auch in Spanien eine derartige Werbung möglich sein. Andernfalls gäbe es einen Wettbewerbsnachteil. Da es für Spanien enorm wichtig ist, dass gerade die Top-Vereine immer wieder auch internationale Erfolge feiern, könnte es durchaus sein, dass die Regierung im letzten Moment noch umkippt beim Verbot der Sportwetten-Werbung.

Die aktuellen Äußerungen deuten jedoch darauf hin, dass die spanische Regierung dieses Mal entschlossen ist, auf die Befindlichkeiten der Fußballklubs keine Rücksicht zu nehmen. Das wäre ein Novum. Aber es hätte eine gewisse Logik, wenn sich die Regierung nicht vorschreiben lassen würde, wie die Gesetze für Sportwetten-Werbung auszusehen haben. Eine ganz andere Frage ist, ob es generell eine gute Idee ist, Sportwetten-Werbung zu verbieten. Zudem muss am Ende auch geklärt werden, ob ein derartiges Verbot in Einklang mit EU-Recht steht. Aber das kann erst geklärt werden, wenn die Sportwetten-Werbung in Spanien tatsächlich gesetzlich verboten werden sollte. Bei anderen Themen von Alkohol bis Tabak ist Spanien nach wie vor deutlich liberaler hinsichtlich der Werbung. Vor allem beim Alkohol gibt es bislang wenige Einschränkungen. Sportwetten sind für die überwiegende Anzahl der Buchmacher-Kunden nicht mehr als ein harmloses Hobby. Es ist unstrittig, dass es auch einzelne Buchmacher-Kunden gibt, die sich selbst in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Aber ob gerade ein Verbot von Sportwetten-Werbung auf den Trikots spanischer Top-Clubs dabei hilft, diesen Problemkunden zu helfen, darf doch bezweifelt werden. Der Effekt eines Werbeverbots ist eher, dass sich die etablierten Unternehmen besser gegen neue Unternehmen zur Wehr setzen können. Werbung hat in vielen Fällen vor allem den Zweck, die eigene Marke bekannt zu machen. Mit Werbung wird nur selten der Markt insgesamt vergrößert. Vielleicht ist das bei Sportwetten anders. Aber das müsste dann zumindest in wissenschaftlichen Studien geklärt werden, bevor ein Verbot von Sportwetten-Werbung erlassen wird.

Sportwetten-Werbung auch bald in Luxemburg verboten?

Mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag soll auch eine umfassende Einschränkung der Sportwetten-Werbung kommen. In Luxemburg wird es aber in erster Linie darum gehen, die Werbung im Fernsehen und im Radio zu verbieten. Ob auch ein Verbot der Trikotwerbung kommen wird, lässt sich im Moment noch nicht sicher sagen. Allerdings spricht einiges dafür, dass es auch für die Buchmacher in Luxemburg in Zukunft deutlich schwieriger wird, mit Werbung erfolgreich zu sein. Genauso wie in Spanien stellt sich aber auch in Luxemburg die Frage, ob es zielführend sein kann, die Sportwetten-Werbung komplett zu verbieten. Es gibt gute Argumente dafür, die Werbung für Sportwetten nicht unbedingt nachmittags im Fernsehen laufen zu lassen. Aber in Luxemburg ist geplant, die Werbung für Sportwetten zumindest am späten Abend und nachts zuzulassen. Für Online Casinos könnten bald ähnliche Regeln gelten. Doch von der Einschränkung der Sportwetten-Werbung werden die Fernsehsender viel stärker betroffen sein. Insbesondere im Pay-TV ist es in den letzten Jahren üblich, dass Werbung für Buchmacher geschaltet wird, wenn Live-Fußball gezeigt wird. Vor allem die Übertragung der Bundesliga wird regelmäßig mit Werbespots für Buchmacher garniert. Wenn das nicht mehr möglich sein sollte, werden die Fernsehsender eine wichtige Einnahmequelle verlieren, denn es ist fraglich, ob eine andere Branche bereit ist, so viel Geld zu zahlen wie die Sportwetten-Branche.

Ein typischer Sportwetten-Fan braucht in der heutigen Zeit weder Fernseher noch Radio, um sich über Sportwetten zu informieren. Das Internet bietet alle Informationen, die nötig sind, um den nächsten Buchmacher zu finden. Das Internet hat aber keine Öffnungszeiten und ist auch inhaltlich hinsichtlich der Werbung kaum eingeschränkt. Deswegen dürfte es in der Praxis sehr schwer sein, ein wirkungsvolles Sportwetten-Verbot in irgendeiner Form umzusetzen. Dabei spielt es keine große Rolle, ob es sich um ein eingeschränktes Verbot oder um ein vollständiges Verbot handelt. Luxemburg und Spanien stehen wie viele andere Länder vor der Herausforderung, das Online-Glücksspiel und die Online-Sportwetten sinnvoll zu kanalisieren. Ob ein Verbot von Trikotwerbung wie in Spanien der richtige Weg sein kann, bezweifeln viele Experten. Es gibt gute Argumente für ein Verbot von Sportwetten-Werbung auf Trikots. Aber niemand sollte erwarten, dass sich dadurch prinzipiell etwas ändern wird. Sportwetten sind ein allgegenwärtiges Thema unter typischen Fußballfans. Niemand muss eine Trikotwerbung sehen, um während oder vor einem Spiel auf die Idee zu kommen, Sportwetten zu platzieren. Sowohl in Spanien als auch in Luxemburg könnte man mitunter den Eindruck gewinnen, dass die Regierungen und die Glücksspielbehörden nicht ganz auf dem neuesten Stand sind und die Regulierung nach wie vor betreiben, als ob es sich um analoge Anbieter handeln würde. Doch das Glücksspiel und die Sportwetten sind längst im digitalen Zeitalter angekommen.